Geschichte und Deutung des Namens "ZIWEY"


Dieser Name hat es "in sich". Zum einen kann er, wenn wir ihn angeben, nie
"richtig" geschrieben werden, zum anderen bereitet er auch beim Vorlesen Probleme.
Wer schreibt schon ein ( ai ) ohne weiteres mit "ey" oder liest "ey" als ( ai ),
wenn er es geschrieben sieht? Und bei der mündlichen Wiedergabe unseres Namens
kommt sehr häufig ein "Ziewein"heraus. Auch wenn diese Aussprache heute
nicht stimmt, so kommt sie doch der Herkunft des Namens sehr nahe. Doch der Reihe nach!

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich viele Familiennamen seit ihrer Entstehung im
ausgehenden Mittelalter oft stark verändert haben. Die regionalen Ausprägungen
der deutschen Sprache und ihre Weiterentwicklung allgemein waren genauso mitbestimmend
wie politische Strömungen und Absichten Herrschender im Laufe unserer Geschichte,
denen sich auch Pfarrer, die dieKirchenbücher führten, nicht entziehen konnten
(Germanisierung, Madyarisierung). Gerade unser Name spiegelt diese Einflüsse wider,
weil sich seine Träger, unsere Ahnen, in den vergangenen 280 Jahren nachweislich im
südosteuropäischen Raum bewegten: in Nordungarn (Region um Györ = Raab=
Jauryana und um Tata), und in Südungarn, bzw. Österreich-Ungarn (Banat),
dann nach dem 1.Weltkrieg eben im jugoslawischen und rumänischen Banat.
Erst nach dem 2.Weltkrieg, nach unserer Vertreibung, fanden wir in Deutschland,
Österreich, in Kanada und den USA ... eine neue Heimat.

So also gab es früher und gibt es heute viele Varianten unseres Namens.
Dabei stammen alle Ziweys aus dem Banat und von einem Ansiedlerehepaar,
von Philipp und Anna Maria Ciegbein (Baj, Ungarn, 1759) ab.
Über meine Ahnenforschung will ich an anderer Stelle berichten.

Den Namen Ziwey treffen wir vor allem in Deutschland an, Ziwei
in Deutschland, Kanada und den USA, Czivay in Deutschland und im
rumänischen Banat, Civaj in Österreich. Diese letzte Variante ist
eigentlich die lateinische Schreibweise, übersetzt aus dem kyrillischen
der Serben, die wiederum lautgetreu Ziway übernommen hatten.
Wer bei der Umschreibung seiner Papiere in Deutschland und Österreich
nach 1945 nicht auf seiner „deutschen“ Schreibweise beharrte, schreibt sich
heute eben Civaj. Dabei soll erwähnt werden, dass die Variante „Ziwey“ die
jüngste ist und etwa in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts in
Stefansfeld (Banat) aufkam.

Von den unzähligen Schreibweisen, die mir bei meiner Arbeit mit den Kirchenbüchern
und anderen Dokumenten begegneten, will ich mal die häufigsten etwas „ordnen“:

  1. lateinische Varianten:

    Civai, Cibai

  2. lateinisch-deutsche Varianten:

    Zivei, Zivaj , Ziway, Zievein, Ziechvein. Ziekbain, Ciegbein

  3. "deutsche" Varianten:

    Ziwey, Ziewein, Ziehwein, Zierwein, Zergwein

  4. ungarische Varianten:

    Czivai, Czivay, Czivaj, Czegbein, Czeban, Czevan

  5. ungarisch-deustche Varianten:

    Cziwei,Cziehvain,Cziwaj, Cziway, Zieban

  6. kroatische Variante:

    Civaj

  7. serbische Variante:

    (Ts)ubaj(Kyrillisches C kann man nicht wiedergeben)

Es kam des öfteren vor, dass derselbe Namensträger vom gleichen Pfarrer mit
verschiedenen Schreibvarianten eingetragen wurde, erst recht bei einem Ortswechsel.
So heißt unser Kolonist-Ahne Philipp in Baj bei Tata (Ungarn) Czevan (1755) und
Ciegbein (1759), in Boglar (Ungarn) Zievein(1763) und bei der Ansiedlung in Grabatz (Banat)
Zergwein (1769) und Czivai(1773).

Interessant aber eigentlich normal ist der Tausch des
mittleren Selbstlautes: Das "w", wird gelegentlich zu "b".

In der einschlägigen Literatur über deutsche Familiennamen fand ich nur einen, wie mir
scheint, informativen Eintrag. Hans Bahlow schreibt in seinem "Deutschen
Namenslexikon" (Suhrkampverlag 1987) auf Seite 552 unter "Weintritt >
Weinzieher (obd.): in Württ. im 18 Jh. = Weinschröter; Hans Weinzieher 1350
Stuttg. Seifrit der Czeugenwein 1301 Prag ( wie garnczeuger: -zieher)."

Als bisher älteste Schreibweise fand ich in Sövenyhaza bei Györ (Ungarn)
den Eintrag: Michael Cziehvain (1719). Außerdem deutet ein Eintrag im Geburtenbuch
von Obergalla (Stadtteil von Tatabanya, Ungarn) am 03.07.1752 in dieselbe Richtung.
Dort lassen Michael Zögenvein und seine Frau Anna Maria die Geburt der Tochter
Susanna eintragen. Bisher konnte ich noch keine verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen
diesen beiden und unserem Philipp herstellen. Aber sie lebten zur selben Zeit in derselben Region.

Noch ein Hinweis: Im Telefonbuch von Prag gab
es 1996 drei „passende“ Einträge mit dem Familiennamen Civin!?

So komme ich zur Zeit zu dem Schluss, dass Ziwey wohl von Zögenwein
(= Ziehwein = kultiviere den Wein) abzuleiten ist und dass unsere den Namen
tragenden Urahnen aus dem ungarisch- mährischen Raum stammen.

Josef Ziwey, geb. 1938 in Stefansfeld im jugoslawischen Banat ( 8. Generation nach Philipp)
71691 Freiberg a.N., im Januar 2003
E-Mail: Josef.Ziwey@t-online.de